«Umfragen unter Hunderten von Teenagern und Studenten ergaben: Die tiefsten Wunden entstehen durch Vertrauensbrüche. Um das Herz meiner Kinder zu gewinnen, versuche ich ihnen vorzuleben, dass ich vertrauenswürdig bin. Eltern sollten bei jedem ihrer Kinder individuell Vertrauen aufbauen – nur so wird die Beziehung gefestigt und Nähe und Liebe können wachsen.» Diese Sätze sind ein Auszug von Reggie Joiner aus seinem Buch: Lebe Orange! Gemeinde und Familie – gemeinsam stark.
Dieses Resultat der Umfrage deckt sich mit den zahlreichen Gesprächen, die ich mit Teenagern und Jugendlichen führte, die in einer schwierigen Situation mit ihren Eltern steckten. Oftmals ging es darum, dass sie sich nicht ernst genommen fühlten, kein Verständnis erhielten für ihre Lebenssituation, oft das Gefühl bekamen, falsche Entscheidungen zu treffen, sich nicht an Abmachungen hielten und noch vieles mehr.
In solchen Momenten versuche ich, den jungen Menschen ernst zu nehmen, Verständnis ihm entgegenzubringen, meist auch Trost zu spenden, aber auch die Beweggründe der Eltern zu erläutern.
Spannend ist, dass die Teenager und Jugendliche die Beweggründe ihrer Eltern meist schon kennen und auch nachvollziehen können. Ich staune, über die hohe Reflexionsbereitschaft und auch die Achtung die sie ihren Eltern entgegenbringen. Auch in schwierigen Situationen ist die Eltern-Kind-Beziehung eine der stärksten und wichtigsten Verbindungen die es gibt! (Bindungstheorie) Bei einer so engen Bindung, können seelische Verletzungen durch Worte und Taten passieren, oft geschehen sie ihm Affekt und sind nicht böse gemeint, lösen aber eine grosse Distanz zwischen Eltern und Kind aus.
Die Folge ist, eine Abwehrhaltung der Teenager gegenüber den Eltern. Dies kann unterschiedlich verlaufen, Rückzug, laut werden, bewusste Regelverstosse, Selbstverletzung und noch viele mehr.
Spannend auch hier, Teenies und Jugendliche wollen dies nicht. Ihr Ziel ist, so schnell wie möglich ihre Beziehung zu den Eltern wiederherzustellen (Bindungstheorie). Weil, wie ich oben schon erwähnt habe, die Eltern-Kind- Beziehung die wichtigste Bindung ist und eine Abhängigkeit besteht. Die seelische Verletzung kann dazu führen, dass die Wiederherstellung nicht klappen möchte und sie sich von ihren Gefühlen leiten lassen und diese oft seltsame Wege wählen, damit sie das Ereignis bewältigen können.
Oftmals die gleiche Herausforderung hat die andere Seite, die Eltern. Auch sie fühlen sich in
solchen Momenten, vielleicht angegriffen und schaffen es nicht einen konstruktiven Weg zu gehen, damit die Beziehung wiederhergestellt werden kann.
Eine mögliche Hilfestellung kann der Familienwert, «das Herz erobern» sein. Hier heisst dies, die Beziehung zu deinem Kind höher zu stellen, als das Problem.
Diesen Wert in einem Moment hoch zu halten, in dem die eigenen Gefühle, eigentlich einen ganz anderen Weg einschlagen möchten, ist eine echte Herausforderung.
Hat eine Familie, den Wert «das Herz erobern» seit Beginn eintrainiert, fällt es ihnen sicherlich einfacher in herausfordernden Zeiten, diesen anzuwenden. Man schafft dadurch eine wichtige Vertrauensbasis, die besonders dann zu tragen kommt, wenn Spannungen und Herausforderungen da sind. Zudem stärkt es den Selbstwert der Kinder, wenn sie wissen, dass es Menschen in ihrem engsten Umfeld gibt, die immer wieder ihr Herz erobern wollen. Ein kleiner Tipp am Rande: Am besten diesen Wert schon einüben bevor Kinder da sind.
Wie kann ich mich in einer herausfordernden Situation verhalten? Ich empfehle in einem ersten Schritt, einmal bewusst aus der Situation herauszutreten und ihr Vorgehen ihrem Kind mitzuteilen. Das kann bedeuten, dass Zimmer zu verlassen, einen Spaziergang zu machen oder eine Haushaltarbeit erledigen (z.B. Wäsche zusammen legen). Dann geht es mal darum seine Emotionen zu sortieren und sich bewusst werden, was für ein Ziel verfolge ich in meiner Beziehung mit meinem Kind? Daraus leiten sich dann Schritte ab, wie z.B. tragen wir die Meinungsverschiedenheit aus oder ist es dran, die Beziehung höher zu halten, als das aktuelle Problem. Was mir persönlich in einer solchen Situation hilft, wenn ich mich angegriffen fühle, ist mir bewusst werden zu lassen, was meine wahre Identität ist. Ich bin eine geliebte Tochter, ein geliebter Sohn von unserm Vater im Himmel. Er liebt mich, auch dann, wenn ich mich gegen seinen Willen entscheide. Und er nimmt mich immer mit offenen Armen auf und freut sich, wenn ich bei ihm bin. Da kommt kein «ja, aber». Sondern ein, «schön, bist du da». Genau dieses Verhalten dürfen wir kopieren und in die Eltern-Kind-Beziehung einfügen. Natürlich darf man mit seinem Kind diskutieren, miteinander streiten, unterschiedlicher Meinung sein. Das gehört zum Ablösungsprozess von jedem Kind dazu. Doch eine Eltern-Kind-Beziehung braucht immer wieder Momente in denen man «s`Füfi grad loht», grosszügig ist und sagt, die Beziehung ist mir wichtiger als das aktuelle Problem.
Als Kinder – und JugendpastorInnen können wir beide Seiten ermutigen diesen Wert zu leben, helfen gegenseitiges Verständnis wiederaufzubauen, ein offenes Ohr anbieten und die tollen Seiten des jeweils anderen zu betonen.
Lasst uns Herzen erobern!
Möchtest du mehr Wissen zu den Familienwerten von ORANGE LEBEN, dann empfehle ich dir die Seite orangeleben.ch.
Nadine Hartmann
Bereich Teenie