Wir öffnen Horizonte für die Kinder- und Jugendarbeit
Die alte Dame Glaubensmap
Die alte Dame Glaubensmap
16.03.2021 | Rubrik: Gemeindebau | 4 Minuten Lesezeit | Autor: Hans Forrer

Vor 6 Jahren haben wir die Glaubensmap lanciert. Da ist der Gedanke naheliegend, dass sie die besten Jahre bereits hinter sich hat. Ist dem so? Wir laden dich zu einem kleinen Experiment ein: Tauche mit dem folgenden Text in die Glaubensmap ein und entscheide selbst, ob sie noch aktuell ist. Die Glaubensmap ist ein Spiegel deines Glaubenslebens, aber auch ein Abbild der Arbeit in der Gemeinde. Sie ist ebenso eine Planungshilfe wie ein Reflektionsinstrument. Und sie pflegt noch dieselbe Gewohnheit wie vor 6 Jahren: Sie animiert dein Gehirn.

«Stell dir vor, du tauchst in die Glaubensmap ein und wanderst gerade gemütlich an der unteren linken Ecke auf dem Weg ins Bild hinein. Es gibt nur drei Dinge, die du zu Beginn wissen musst: 1. Das Ziel ist, dass junge Menschen über alle ihre Kinder- und Jugendjahre im Glauben begleitet werden, damit sie zu einem selbständigen Christsein heranreifen können. 2. Die Menschen, die die jungen Personen begleiten, tragen auf der Map immer etwas orangefarbenes* an sich. Meistens sind es Personen aus dem erweiterten Familienkreis oder aus der Gemeinde. 3. Ebenfalls eingewoben in diese Map ist der Heilsplan Gottes über Schöpfung, Errettung, Bezeugen zur Lebensmission.

Du betrittst also an der unteren linken Ecke auf dem Weg – gleichsam bei der Geburt eines neuen Menschenlebens – das Bild und staunst gleich über den grossen Verpflegungs- oder Gabenkorb zur Rechten. Er steht dafür, dass Gott nicht nur jedes neue Geschöpf wunderbar gemacht hat, sondern auch dass er diesem kleinen Menschen einen Korb voller Gaben und Fähigkeiten mit auf den Weg ins Leben mitgegeben hat. Aus dieser Grundausstattung lässt sich sehr wohl ein wertvolles Leben formen und gestalten.

Gleich anschliessend fällt dir eine grosse rote Decke auf. Eine Schar Kinder horcht aufmerksam einer Frau zu, die ihnen etwas erklärt oder eine Geschichte erzählt. Siehe da, sie trägt eine orange Bluse – stammt also aus dem Kreis der Familie oder der Gemeinde. Wie wertvoll ist es doch, wenn Kinder in jungen Jahren die Geschichten der Bibel kennen lernen. Dir fällt auf, dass am Rande der Sitzdecke ein überdimensionaler Schlüssel liegt. Auf der Wanderung durch die Kinder- und Jugendjahre machen Menschen immer mal wieder Schlüsselerlebnisse im Glauben. Hier könnte es zum Beispiel sein, dass ein Mädchen eine Tatsache realisiert, die es ihr ganzes Leben nicht mehr vergisst: «Gott liebt mich! Einfach so wie ich bin, er beschützt mich und ich kann ihm vertrauen egal wo ich bin und wie die Umstände sind!»

Wieder zurück auf dem Weg fällt dir ein eng umschlungenes Paar auf, das einem kleinen Mädchen nachschaut. Das muss ein Elternpaar sein, das aufmerksam und geduldig beobachtet, wie ihr kleines Mädchen in Richtung einer Schatzkiste stolpert. Wie wertvoll ist es doch, wenn Eltern ihren Kindern nicht alles aus dem Weg räumen oder Vorspuren, sondern die junge Generation selbst Schätze entdecken lassen.

Auf dem Weg kommst du zur ersten Weggabelung und schaust auf die rechte Seite. Dort sitzen ein Mann und ein Junge beim Angeln: «Komm ich zeige dir wie man das macht, dann kannst du es gleich selbst probieren!» meint der Mann im orangen Pullover. Ja, das wird den Jungen ein Leben lang begleiten. Am schnellsten lernen wir, wenn uns jemand etwas zeigt oder gleich vormacht.  Wir Menschen lernen generell durch sogenanntes «Imitationslernen». Erst ist es ein Kopieren, dann wird es zum eigenen Handeln. Das ist im alltäglichen Leben und im Glauben genauso.

Du gehst deinen Weg weiter und noch bevor du über die Brücke ins Teenageralter kommst, fällt dein Blick geradewegs auf ein Kreuz. Dein Blick fällt auf DAS Kreuz. Es steht im Zentrum des Bildes, im Zentrum des Glaubens, im Zentrum der Heilsgeschichte. Jesus starb für uns Menschen. Er will unsere Sünden vergeben. Er hat Rettung und Heil gebracht. Das Kreuz steht in einem eigentlichen «Heilsweiher» und schau dir nur die Menschen an, die sich um diesen Weiher zusammenfinden und den Blick in Richtung Kreuz richten. Da steht der dunkelhäutige Teenager staunend mit der Hand vor dem Mund. Da kniet die Frau, die scheinbar vor dem Kreuz niedergefallen ist und ihre Sündenlast abwirft oder Jesus um etwas Spezielles bittet. Da ist der Mann auf der gegenüberliegenden Seite, der mit strammem Schritt auf das Kreuz zugeht. Ob er wohl schon einen rechten Teil seines Lebensweges abgelaufen ist und nun gemerkt hat: «Jesus meint mich?» Da ist dann auch noch der kleine Junge, der knieend eine Fingerspitze in den Heilsweiher taucht als wollte er fragen, ob das auch schon für ihn gelte. Hinter ihm steht ein Mann mit einer orangen Jacke. Was ist das für ein herrliches Bild. Der Mann begleitet den Jungen – auch geistlich – er macht ihm keinen Druck, aber sollte es nötig sein ist er «standby».

Beinahe hättest du rechts neben der Brücke die alte Oma auf der Bank übersehen. Sie hat wohl nichts oranges an sich?  Oh, doch – ihr Stock ist orange. Senioren, Grosseltern und Paten haben eine wichtige Aufgabe im Leben der nächsten Generation. Sie können Vorbilder und Beter im Glauben sein ohne die Spannungen mit den «jungen Wilden» zu ertragen oder kanalisieren zu müssen.  Neben der Bank, auf der die Oma sitzt, siehst du einen Abfalleimer. Das ist nun schon der vierte, wie dir vielleicht auffällt. Ein Leben im Glauben lebt auch vom «Loslassen» und von «Vergebung». Besonders hier auf der Kreuzung am Beginn der Teenagerphase ist es nötig, dass wir manches, was zu unseren Zeiten noch «wertvolle Tradition» war, entsorgen. Unser oberstes Ziel ist, die Young Generation von heute zu begleiten. Da kann ein solches Entsorgen unabdingbar sein.

Achtung! Es fehlte nicht viel und du wärst in den Wegweiser vor dir gelaufen. Wie sieht das bei euch aus? Wenn ein Teenager dort über die Brücke kommt, was liest er auf den Wegweisern eurer Gemeinde oder eurer Familie? Du musst – du sollst – du darfst nicht, oder komm ich begleite dich?»

Ja, so könnte es sein. Es könnte aber auch ganz anders sein. Je nach Lebensgeschichte, je nach Lebenssituation und je nach Thema, das es zu klären gilt, wirst du andere Dinge in der Glaubensmap sehen. Du wirst in jedem Fall weiterwandern. Und das ist gut so! Die Glaubensmap ist dazu da, gute Fragen zu stellen und im Gespräch oder der persönlichen Reflexion die Antworten zu finden.

Anregungen zum erneuten oder erstmaligen Arbeiten mit der Glaubensmap findest du zudem auf der Glaubensmap-Seite

* Was bedeutet die orange Farbe? Es sind zwei Menschengruppen, die ein hohes Interesse haben, dass junge Menschen selber Vertrauen zu ihrem Gott aufbauen:  Für die Eltern steht die ROTE Farbe mit «Liebe, Geborgenheit, Nähe usw.». Für die Personen aus der Gemeinde steht die Farbe GELB: «Das Licht in der Welt, die Leuchte auf dem Berge, das Bild für Gemeinschaft und Beziehungen usw.». Anstatt, dass jede dieser Gruppen nur alleine aktiv ist, würden sie mit Vorteil zusammenspannen: ROT und GELB = ORANGE!

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Hans Forrer

ehem. Bereiche Kinder und ORANGE LEBEN

Hans wohnt mit seiner Frau in Rapperswil-Jona und ist Vater von zwei erwachsenen Töchtern. Seit vielen Jahre beschäftigt ihn das Thema «Jünger sein und Jünger machen» im eigenen Leben und im Umgang mit jungen Menschen. Hans war bis August 2021 Teil vom Team Young Generation.
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