Tafelzeichnen mit Pinsel und Papier
Noch bevor ich begonnen habe für den Bereich Kinder bei Viva Kirche Schweiz zu arbeiten, erlebte ich einen Mitarbeiter der Freiversammlungsmission. Er machte eine Tafelzeichnung die mich absolut faszinierte. Mit Pinsel, Wasserfarbe und Papier entsteht auf einer Fläche von ca 120 x 80 cm ein einfaches Bild mit einer Geheimschrift, mit einer Negativschrift. Ich studierte nicht lange und kaufte mir eine spezielle Tafel, die so eingerichtet war, dass man sie überallhin mitnehmen konnte. Auch meldete ich mich gleich zu einem Einführungskurs an. Der Kursleiter erklärte uns, weshalb diese Methode so fasziniert. «Wir versuchen die Botschaft von Jesus Christus auf zentralen Plätzen und an Badestränden sowie auf Campingplätzen den Menschen aller Altersstufen weitergeben. Wichtig ist dabei, dass wir schon bei der Vorbereitung unseres Tafelbildes eine Faszination erzeugen können und dass die Spannung bleibt bis zum letzten Augenblick unserer vorgetragenen Botschaft. Grund: Personen, die z.B. auf einem Markplatz oder auf dem Weg zum Strand unterwegs sind, bleiben nur stehen, wenn etwas Faszinierendes geboten wird und sie laufen sofort weiter, wenn die Spannung aufgelöst ist.»
Der Nachteil meines «Tafelzeichnen-Experimentes» war, dass ich die Tafel zwar besass, sie aber nicht wirklich einsetzte. Das änderte sich schlagartig nach jener denkwürdigen Sitzung der Fachgruppe Kinder, an die ich mich noch heute genau erinnere. Unter dem Traktandepunkt «Verschiedenes» fragte eine Teilnehmerin so ganz kurz: «Hans, wie geht es eigentlich vorwärts mit deiner Tafelzeichnerei – du hattest so begeistert davon berichtet?» Ich musste bekennen, dass gar nichts ging diesbezüglich. Ich bekam von der Fachgruppe den Auftrag dafür Zeit zu investieren und damit begann eine Erfolgsgeschichte die nun schon über 35 Jahre anhält. Ich startete mit dem Material, das ich ja bereits besass zu üben, Zeichungen und Lektionen vorzubereiten, die Geheimschrift möglichst gut zu lernen und dann gleich mit Publikum in Kinderstunden, Lagern, Kinderwochen und Gottesdiensten einfach zu probieren. Die grosse Motivation und Faszination war, dass ich bald merkte, dass das Tafelzeichnen beinahe bei allen Altersstufen von 5 bis 100 Jahren sehr gut ankommt und für mich vor allem wichtig: es funktioniert auch, wenn ich es anwende.
Es wurde mir sehr bald klar, dass die Faszination einer Geschichte auch in der Kinderwoche schon vorhanden sein muss bevor eine Lektion beginnt und dass Spannung auch in einem Gottesdienst mit Erwachsenen aufrecht erhalten werden muss bis zum Schluss – sonst laufen die Zuhörer nicht physisch, aber gedanklich auch davon. Eine weitere didaktische Grundregel wurde mir im Laufe des Arbeitens mit dieser Methode noch bewusst: Menschen aller Altersstufen fällt es leichter einer Botschaft oder einer Geschichte zu folgen, wenn etwas vor ihren Augen entsteht (nicht einfach nur ein fertiges Bild gezeigt wird).
Ein Phänomen, das ich mir auch nach mehr als 3 Jahrzehnten Tafelzeichnen nicht erklären kann: Wenn man mit dieser Methode auftritt, ist man immer exklusiv. Es gibt wenige Personen, die sie anwenden obwohl man kein guter Zeichner sein muss und die Geheimschrift recht einfach zu lernen ist. Sie hat die PowerPoint- und die Smartphon-Revolution irgendwie überlebt. Da ist noch Potenzial für die Zukunft.
Es gibt viele junge und ältere Menschen, die profitieren würden, wenn
- Wir die «Tafeln» die in unserer Ecke stehen, endlich herausnehmen und anwenden würden
- Wir einander herausfordern die versteckten «Tafeln» zu aktivieren
- Die Methodik des Tafelzeichnens vermehrt in Kinderwochen und Gottesdiensten Anwendung findet
- Viele Mitarbeiter das Argument «das kann ich nicht!» wegsteckten
Ich biete auch in Zukunft zu dieser Methodik Kurse an. Nimm doch Kontakt mit mir auf, wenn es dich interessiert - 079 757 24 01 - .
Umgang mit Puppen und das Bauchreden
Ich erinnere mich sehr gut an jenes Kinderlager, bei dem ich das Äffchen «Dudu» erstmals einsetzte. Es war für mich erstaunlich, wie die Kinder auf dieses Äffchen reagierten. Wenn «Dudu» am Abend bekannt gab, dass man um 21.00 Uhr die Lichter löschen soll in den Zimmern zeigte das bessere Wirkung, als wenn wir als Leitungsteam die gleiche Nachricht bekannt gaben. Ich habe mich entschieden, dass ich mit der «Methode Puppe» arbeiten wollte in Zukunft. Nur, ich bekam ein Problem. Als Mitarbeiter, der die Botschaft von Jesus weitergeben wollte und auch davon reden wollte, wie man den Glauben ganz praktisch leben kann, sollte Dudu auch über das Beten reden können – und das stimmte für mich irgendwie nicht. Ich hatte Mühe mit einem Äffchen Gebetsgemeinschaft zu haben oder darüber zu reden, dass Gott ein Gebet von Dudu erhört hat. Mir war bewusst, dass es andere Mitarbeiter gibt, die damit überhaupt keine Probleme haben und das auch mit Erfolg anwenden mit Tierpuppen. Für mich stimmte es einfach nicht, ich hatte die Freiheit nicht und so musste ich für mich eine andere Lösung suchen: Meine Puppe musste ein Mensch sein. Ich besorgte mir also einen Knaben aus der Serie der «Kumquats-Puppen». Mit ihm konnte ich nun über den Glauben und alle möglichen Themen des Kinderalltages reden. Bald merkte ich, dass diese spezielle Faszination des Arbeitens mit eine «Solopuppe», also einer Person als mein Gegenüber nicht nur für die Kinder sondern auch für die Erwachsenen in Gottediensten sehr ansprechend war. Also wollte ich es ausbauen und besuchte einen Kurs. Ein Schulungsblock hatte das Thema: «Bauchreden ist lernbar!» Eine neue Welt tat sich mir auf. Da kann der Umgang mit einer Puppe noch optimiert und mit einer Faszination ergänzt werden, die ich unbedingt bei meiner Arbeit einbauen wollte. Ich habe die Methode geübt und bald einmal in einer Kindergruppe ausprobiert. Das Echo war faszinierend. Es funktioniert auch bei mir.
Allerdings kommt nun beim Bauchreden eine Sache dazu, mit der nicht alle Christen umgehen können. Das Bauchreden ist eine geheimnisvolle Methode und die darf dem Zuhörer nicht verraten werden sonst verliert die ganze Geschichte sehr viel an Reiz. An Kursen, die ich dann später selber angeboten habe, versuchte ich den Teilnehmern die Sache jeweils so zu erklären: «Bauchreden ist ein Trick, eine Täuschung, aber sag deinen Zuhörern nie wie es funktioniert. Sobald jemand das Geheimnis kennt, wird der Zuhörer darauf achten, wie dem Bauchredner die Umsetzung gelingt und nicht mehr was er inhaltlich sagt!» Das kann recht herausfordernd werden. Einmal in einem Gottesdienst hat ein Ehepaar den Raum verlassen, weil sie meinten das hätte etwas mit dunklen Mächten zu tun. Meine Antwort auf solche Reaktionen ist noch heute: «Ich werfe all meine eigene Persönlichkeit mit dem wie du mich kennst und wer ich bin in die Waagschale. Ich sage dir es ist ein Trick und überhaupt nichts okkultes, aber ich werde dir nicht sagen, wie es funktioniert. Wenn du mir darin nicht vertrauen kannst, dann müssen wir es so stehen lassen.»
Seit über 20 Jahren arbeiten nun meine Puppe «Alex» und ich zusammen. Was ist der grosse Vorteil dieser Zusammenarbeit? Alex kann Dinge sagen, die sonst niemand sagen darf und ich kann seine Aussage relativieren oder ergänzen.
So richtig verstanden habe ich diese Wirkungsweise, als ich mit einem Teens-Leiter im Gespräch war. Er erzählte mir, dass er gerade mit einem Teenager über ein heikles Thema gesprochen habe, das ein Freund von ihnen beiden habe. Sie hätten über den Freund gesprochen obwohl sie beide wussten, dass der Teen selber das Problem hatte. So konnten sie das Thema in einer Art Dreiecksgespräch ansprechen, ohne jemanden bloss zu stellen. Genau so funktioniert es auch mit meiner Puppe Alex. Ich kann mit Alex Themen diskutieren, die ich meinem Publikum kommunizieren oder lehren möchte.
So stellt Alex oft Fragen zu Ereignissen des Alltages und ich kann sie ihm erklären. Es gab verschiedentlich Kinderanlässe und Gottesdienste, an denen er mich über Sünde und Vergebung befragt hat. Mehrmals kam es vor, dass er sich unter den Kollegen unrecht behandelt fühlte oder dass er selbst Freunde ausgrenzte. Ich erinnere mich z.B. noch genau daran, dass er einmal in der Schultasche eines Schulkameraden einen schönen Kugelschreiber «fand»! Unter aufmerksamen Blicken und offene Ohren einer Kinder-Zuhörerschar hatten wir beide einiges zu diskutieren, bis die Sache wieder in Ordnung gebracht war. Wenn Alex zwischendurch Witze reisst oder Rätsel aufgibt, dann lockert das die Atmosphäre zusätzlich auf.
Wie kommt die Puppe am authentischsten als Person beim Publikum an? Ich als Puppenspieler muss die Puppe als volle Persönlichkeit und als Gegenüber aufbauen und leben. Ein besonderes Erlebnis war, als wir beide in den Schuladen gingen und für Alex Schuhe kauften. Er sprach selbst mit der Verkäuferin, was diese recht erstaunte. Oder als Alex bei unserm Einsatz in einer Kinderwoche auf dem Beifahrersitz sass und nur wir beide bei der Heimfahrt miteinander geredet haben, oder …. Je besser das gelingt, desto besser kommen wir beide beim Publikum an.
Könnte es sein, dass in deiner Arbeit mit Kindern, Teens, Jugendlichen, Familien, Erwachsenen eine Puppe auftauchen sollte. Wichtig wäre dann, dass
- die Chemie zwischen dir und der Puppe stimmt – am besten bist du etwas verliebt in sie
- du dir überlegst, ob du einen Kurs für Bauchreden besuchen möchtest (z.B. bei Adonia)
- du dir klar wirst, ob du die Methode des Bauchredens für dich als Geheimnis bewahren kannst
- dieses Dreiecksgespräch Du-Puppe-Publikum für dich eine Chance und eine Faszination bedeuten
Erzählen kann jeder!
Mein Vater war kein grosser Geschichtenerzähler, aber wenn er jeweils begonnen hat zu erzählen über seinen Aktivdienst bei der Armee während des Zweiten Weltkrieges oder über die Zeit als er als junger Bauer mitgeholfen hat Lawinenverbauungen am nahegelegenen Berg zu erstellen, selbst wenn er uns erzählte über die Knabenstreiche, die sie oft auf dem Schulweg angestellt habe, dann begannen seine Augen zu leuchten und die Faszination des Erlebten war richtig greifbar.
«Erzählen kann jeder!» so hiess der Titel eines Buches, das vor vielen Jahren erschienen ist. Walter Wanner hatte recht mit dieser Aussage und ich habe die Erfahrung selbst gemacht über all die Jahre. Wenn wir einen Blick in die Bibel werfen, dann kommt uns da eine riesen Menge an Geschichten entgegen. Ich bin überzeugt, dass es nicht nur die Kultur der damaligen Zeit war, sondern das ist die Methode schlechthin: Wir lernen und verstehen als Menschen am meisten, wenn wir hören was andere erlebt haben und was sie daraus gelernt haben – oder auch nicht gelernt haben.
Die Frage lautet: Was sind denn die Geschichten, die jeder erzählen kann, selbst wenn er kein Geschichtenerzähler ist. Wie wir bei der Einleitung gesehen haben, es sind die Geschichten, die wir selbst erlebt haben. Die Bilder und Filme mancher Erlebnisse können auch nach Jahrzehnten noch im Kopf abgerufen und taufrisch nacherzählt werden. Die schwierige Frage, die wir uns als Mitarbeiter unter Kindern stellen müssen, lautet: Wer unter uns hat die biblischen Geschichten selber erlebt? Niemand! Wie kommen wir also möglichst nahe an das «selbst erlebt» heran.
Schon aus meiner Kinderzeit kannte ich die Flannellbilder – ausgeschnittene Kartonfiguren werden an eine Flanelltuch geheftet um eine Geschichte zu visualisieren. Als der Hellraumporjektor seinen Siegeszug antrat, waren Folienbilder sehr attraktiv. In den 1990er Jahren kamen dann Powerpointbilder auf, die man sogar in den Bildschirm «einfliegen» lassen konnte. Es folgten bewegte Clips oder ganze Filmsequenzen. Wenn ich ehrlich zurückschaue, dann muss ich sagen, es waren und sind alles Hilfsmittel, die die Erzählung einer Geschichte unterstützen und manchmal auch von ihr ablenken. Was also dann?
Irgendwann bin ich auf eine geniale und ebenso einfache Methode gestossen, die mich all die Jahre begleitet hat. Wie oben erwähnt haben wir stehende oder bewegte Bilder im Kopf wenn wir etwas erzählen, das wir vielleicht vor vielen Jahren erlebt haben. Während dem wir also diese Bilder beschreiben, entstehen beim Zuhörer auch Bilder. Er stellt sich aus seinem eigenen Speicher ein Bild oder ein Film zusammen. Er sieht also etwas vor seinem inneren Auge. Je genauer wir unser Bild ausmalen umso genauer kann der Zuhörer es nachzeichnen und ist fasziniert.
Genau diese Tatsache können/müssen wir bei biblischen Geschichten anwenden. Ich beschreibe das Vorgehen in einigen Stichworten:
- Lies den Bibeltext dreimal durch um klar zu verstehen, was wirklich da steht.
- Nur den Text lesen und keinerlei Zusätze oder Zusammenhänge einbauen.
- Versuche die Geschichte in mindestens 3 / maximal 6 Szenenbilder einzuteilen.
- Mache dir eine Einteilung auf einem Blatt Papier und ZEICHE die Szenenbilder auf. Achtung: Die Szenenbilder MÜSSEN gezeichnet und nicht mit Worten beschrieben werden (du hast ja dein Erlebnis auch nicht mit Worten beschrieben im Kopf). Das Zeichnen ist zwingend und ausser dir selbst muss niemand verstehen, was da gezeichnet wurde. Dir wird dadurch beim Erzählen nur mit einem Blick die ganze Szene wieder im Kopf sichtbar sein
- Wenn du möchtest, kannst du nun noch Hinweise für Anwendungen oder Erinnerungszeichen in die Szenenbilder markieren
- Du kannst nun sofort beginnen mit dem Nacherzählen der Geschichte. Probiere es aus. Deine Zuhörer werden staunen.
Zuhörer aller Alterstufen werden dir aufmerksamer und erfolgreicher bei deinen Erzählungen biblischer Geschichten zuhören, wenn du Bilder verwendest und diese beschreibst. Erinnere dich daran was sich in deinem und im Kopf der Zuhörer abspielt, wenn du ein persönliches Erlebnis berichtest – oder eben beschriebst!
Hans Forrer
ehem. Bereiche Kinder und ORANGE LEBEN