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Wenn Gott an einer Sitzung spricht
Wenn Gott an einer Sitzung spricht
21.03.2022 | Rubrik: Persönlich | 4 Minuten Lesezeit | Autor: Josias Burgherr

Letzthin hatten wir eine Sitzung fürs CREA! Meeting. Soweit alles normal. Wir treffen uns jeweils am Morgen, starten mit Einstieg und Gebet, arbeiten die Traktanden ab, lachen zusammen, essen Zmittag, drehen eine letzte Sitzungsrunde und schliessen die Sitzung am frühen Nachmittag. Doch bereits zu Beginn kam es diesmal anders. So als ob Gott zu uns reden würde.

Die Frage von unserem Einstieg war: Wie können wir die Vorbereitungen auf das CREA! hin so gestalten, dass wir nicht primär damit beschäftigt sind, alles zum Laufen zu bringen, sondern wie wir Jugendliche prägen können? Uns wurde neu bewusst, dass Gott uns mit unserer Rolle im CREA!-Team ein Mandat anvertraut hat. Diese Erkenntnis liess uns nicht mehr los.

Und so ist es auch bei dir, an deinem Platz, in dem Team, wo du mit dabei bist. Gott sagt zu dir: «Ich stelle dich in dieses Team hinein. Du hast eine Aufgabe und ich gebe dir die nötigen Befugnisse, dieses Amt auszuüben.» Als Team-Mitglied bist du nicht primär Organisator oder Organisatorin, sondern ein umfassender Gastgeber an einem Anlass. Deine Aufgabe ist es, die Entfaltung anderer zu fördern. Du hast eine ähnliche Rolle wie eine Gottesdienst-Moderation, die von einem Punkt zum nächsten führt. Oder nehmen wir das Bild vom Priester, der den Rahmen für eine Gottesbegegnung schaffen will. Das ist deine Aufgabe als Teammitglied. Das Handwerk des effektiven Organisierens ist zwar wichtig, aber nicht das Warum deines Dienstes.

So, zurück zum CREA!-Team. Ich glaube: Wer die Kultur eines Anlasses prägen will, soll die Kultur des Teams entwickeln. Denn eine gelebte Kultur prägt die Art, wie Dinge angepackt und vermittelt werden. Ein Anlass wird keine andere Kultur übernehmen als die, die das Team ihm vorgelebt hat.

Uns wurde klar, jetzt muss es konkret werden. Wir begannen, die Werte zusammenzutragen, die uns wichtig sind. Die Werte, die die Kultur unseres Teams prägen sollen  – und damit auch der CREA!-Vorbereitungen und das CREA! selbst. Sechs Punkte wurden uns wichtig und wir verpflichteten uns, diese Werte verstärkt zu leben und uns neu anzueignen:

  1. Wertschätzung. In Begegnungen mit jemandem schätzen wir dessen Wert ein. Wertschätzung impliziert, dass das Resultat positiv ausfällt, dass also die Person viel Wert hat, wert-voll ist. Wer immer mit uns zu tun hat, soll das erleben dürfen. Wir haben es mit einem von Gott geliebten Menschen zu tun. Die Wertschätzung Gottes fällt so hoch aus, dass er mit seinem Heiligen Geist in diesem Menschen zu wohnen bereit ist. Paulus bezeichnet diesen Körper als den «Tempel des Heiligen Geistes» (1Kor 6,19). Wer sind wir, dass wir Wertschätzung verweigern könnten? Nein, sie soll sichtbar werden.
  2. Authentizität. Dieses schwer auszusprechende Wort ist zum ausgesprochenen Trendwort mutiert, manchmal so sehr, dass man es fast nicht mehr hören kann. Dennoch bleibt das Wort wichtig und steht sinnbildlich für die Freiheit eines Menschen. Wer sich glaubwürdig verhält, sprich, sich den Fakten entsprechend verhält, nichts dazufügt und nichts wegnimmt, lebt authentisch. Wer es schafft, keine Maske tragen zu müssen, sich selbst zu sein, hat viel gewonnen. Für ein Team ist Authentizität wichtig. Wo man sich nichts vormacht, ehrlich benennt, was man kann und was nicht, tut, was man sagt, sich über (eigene) Erfolge freut und zu Fehlern stehen kann, da entsteht eine Atmosphäre des Vertrauens und Zutrauens. Diese Atmosphäre ist das Ergebnis von Authentizität und für ein Team daher immens wichtig.
  3. Menschen dienen – Gott ehren. Diese zwei Punkte sind ein bewährter Prüfstein, um unsere Prioritäten zu ordnen. Hilft das, was wir hier am Tun sind, den Menschen? Trägt es zu Rahmenbedingungen bei, damit Menschen gedient werden kann? Und ehrt die Art, wie wir es tun, Gott? Menschen dienen – das lädt uns ein zu fragen, ob das Ziel unserer Arbeit sinnvoll ist. Gott ehren – das hilft, unsere Motive zu prüfen und uns selbst zu fragen, ob unsere Haltung dazu beiträgt. Beides ist wichtig, und beides sollte zur Ausrichtung eines «christlichen» Teams gehören.
  4. Verschiedenheiten aushalten. Modern wäre hier das Wort «Toleranz», aber in der Häufigkeit und Breite, wie das Wort gebraucht wird, hat es an Kraft und Bedeutung verloren. Daher nutzen wir die Worte, die Toleranz im eigentlichen Sinne definieren. Ein Team zu sein, bedeutet nicht, immer gleicher Meinung zu sein, sondern es beinhaltet die bewusste Entscheidung, einander und unseren Mitarbeitenden die eigene Art zu lassen, Ideen und Projekte anzupacken. Wir müssen nicht alles gleich sehen, um für das Gleiche zu stehen. Wir wollen uns im Wesentlichen einig sein und im Unwesentlichen frei. Das ist mitunter auch ein (innerer) Kampf, den es zu kämpfen gilt.
  5. Gut kommunizieren. Was immer wir denken – wenn es Relevanz hat für andere, sagen wir es. Als Team sind wir darauf angewiesen, dass wir einander Informationen proaktiv schenken. Gut kommunizieren heisst, für die Teammitglieder zu sein, ihnen zu helfen, die nötigen Grundlagen für ihre Entscheidungen und Arbeiten zu haben. Ohne Kommunikation ist ein Team zum Scheitern verurteilt.
  6. Miteinander. Was wir tun, tun wir miteinander. Es gibt in einem Team keinen Ego-Zug. Wir setzen uns nicht unser eigenes Denkmal, sondern denken lieber mal an die anderen. Miteinander stemmen wir das Projekt. Erfolge haben wir gemeinsam erreicht und auch Niederlagen verkraften wir gemeinsam. Die Entscheidung zum Miteinander macht aus einer Arbeitsgruppe ein Team. Und ein Team wollen wir sein.

Viele dieser Werte helfen sich gegenseitig. Wer einen Punkt davon umsetzt, bedient damit zugleich auch zwei oder drei weitere Werte.

Nach dieser Diskussion war eine Stunde vergangen, aber wir als Team waren nicht mehr dasselbe wie vorher. Gott hat diesen Moment gebraucht, um uns neu vor Augen zu führen, wozu wir da sind. Natürlich, ich hätte es dir auch vorher sagen können, dass unser Auftrag grösser ist als nur das Organisieren. Aber du kennst es vielleicht selbst aus deinem Leben: Nichts geht so tief, wie wenn Gott etwas neu aufleuchten lässt.

Warum schreibe ich dir das alles? Weil ich denke, dass es auch dir in deiner Team-Arbeit helfen könnte, über eure Team-Werte nachzudenken. Wie wollt ihr eure Kinder, Teenies, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen in euren Programmen prägen? Überlegt euch das und zieht daraus Rückschlüsse, wie ihr als Team miteinander umgehen solltet.

Würdet ihr Punkte ergänzen oder anders formulieren? Gibt es Elemente, die ihr streichen würdet? Das dürft ihr selbstverständlich. Diskutiert als Team darüber, das Gespräch darf auch intensiv werden -  Hauptsache, ihr haltet euch bei der Diskussion an die obigen sechs Punkte, dann kommt es gut :-)

Übrigens: Gott hat nicht wirklich gesprochen. Jedenfalls nicht hörbar. Und doch hat er, das wurde mir im darüber Nachdenken klar. Es entstand ein spezieller Moment an dem wir spürten, dass es jetzt konkret werden soll. Niemand aus dem Team hat gesagt: «Ich habe den Eindruck von Gott, dass wir jetzt…» Das wäre auch schön gewesen. Aber in diesem Moment nicht nötig. Es war es einfach klar, was jetzt zu tun ist. Und ihm Nachhinein weiss ich: Gott hat hier gesprochen.

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Josias Burgherr

Leiter Young Generation

Josias ist verheiratet, lebt im Aargau und hat vier Kinder. Er fördert und unterstützt als Leiter Young Generation die Bereichsleiter Kinder-, Teenie- und Jugend. Sein Herz brennt dafür, dass Kinder und Jugendliche die Liebe Gottes erleben dürfen. Neben Young Generation schreibt und gestaltet er als Leiter Kommunikatin für die Viva Kirche Schweiz.

Wenn Gott an einer Sitzung spricht
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