Das zeigt, niemand hat so ein grosses Potenzial, den Glauben der jungen Generation zu beeinflussen wie die Eltern. In einem gross angelegten Forschungsprojekt hat das Team von Think Orange Leiter in den ganzen USA befragt, was das Ergebnis von gelingender Elternarbeit sei. Die Ideen liefen alle auf folgende zwei Konzepte hinaus.
- Hilf den Eltern, dass sie zu Hause bewusster den Glauben mit ihren Kindern leben
- Hilf den Eltern mehr verbunden zu sein mit einer Gemeinschaft
Wenn wir im Leben von einem Kind oder Teenie wirklich einen Unterschied machen und sein Leben nachhaltig beeinflussen möchten, dann müssen wir darüber nachdenken, wie wir mit den Eltern zusammenarbeiten und sie einbeziehen können. Besser gesagt, wie wir ALLE Eltern einbeziehen.
ALLE Eltern
Alle Eltern bedeutet, nicht nur die Familien im Blick zu haben, die regelmässig am Sonntagmorgen da sind, sich ev. sogar noch ehrenamtlich engagieren. Sondern alle Eltern bedeutet auch die Eltern, die am Sonntagmorgen am Fussballfeld stehen. Alleinerziehende Eltern. Pflegeeltern. Stiefeltern. Eltern ausserhalb der Mauern unserer Kirche. Alle Menschen, die eine elterliche Rolle haben.
Alle Eltern erfordert, dass wir einzelne Eltern verstehen. Alle Eltern bedeutet, dass wir auch an die Eltern denken, zu denen wir keine Beziehung haben oder die wir nicht jede Woche sehen. Denn alle Eltern wollen es zu Hause mit ihren Kindern besser machen und mit anderen in Kontakt sein. Unser Ziel kann also nicht sein, dass alle Eltern am Sonntagmorgen in der Kirche sind, sondern wenn sie zu Hause aufmerksam und mit anderen Eltern, Familien oder Kirchenmitgliedern verbunden sind.
Hier sind vier Ideen, die dir dabei helfen können
Verbinde dich mit allen Eltern
Eltern fühlen sich mit ihren Nöten und Bedürfnissen immer wieder allein. Darum liegt eine grosse Chance darin, wenn wir als Angestellte persönlich mit allen Eltern im Kontakt sind. Auch mit denen, die sonntags zu Hause bleiben. Ob leitender Pastor, Jugendarbeiterin oder Zweitpastor, du könntest dir eine Liste aller Eltern machen und für eine gewisse Zeit mit 2-3 Eltern regelmässig im Gespräch sein. Partnerschaft mit den Eltern eingehen kann auch bedeuten, dass wir sie mit anderen Familien, Freunden, Kirchenmitgliedern oder Jugendlichen in Kontakt bringen. Was dann passieren kann, haben wir bei uns in der Chrischona Muttenz vor ein paar Wochen erlebt. Wir hatten am Sonntagmorgen parallel zum Gottesdienst einen Spiel & Sport Vormittag mit allen Familien geplant. U.a. kam auch ein alleinerziehender Vater mit seinen zwei Töchtern, deren Mutter sie vor ein paar Monaten verlassen hat. Die Mädchen wollten bisher nicht in den Kids Treff mitkommen, kamen aber zu diesem Spezialprogramm. Eine Mutter einer anderen Familie ist sich an diesem Morgen der Not dieser Mädchen bewusst geworden und setzt sich seither für sie ein. Weitere Möglichkeiten sich mit allen Eltern zu verbinden wäre z. B. ein Familien Brunch Gottesdienst, der in einem Park o.ä. stattfindet. Oder das Jungschi- und KidsTreff Team veranstalten gemeinsam einen Familiennachmittag, wo wir auch mit Kirchen-fernen Eltern in Kontakt kommen können.
Kommuniziere mit allen Eltern
Eltern sind oft sehr beschäftigt. Immer ist etwas los. Das geht mir als Vater von fünf Kindern regelmässig so. Schulanlässe, Ausflüge, Sportveranstaltungen, Musikauftritte. Alle Termine im Blick zu behalten ist gar nicht so einfach. Eltern suchen auf unserer Kirchen-Homepage dann nicht noch von sich aus, wann und wo das Kidsprogramm stattfindet. Ob diesen oder erst nächsten Sonntag der zweiwöchentliche Follow me für die Teenies stattfindet und was sonst noch in der Kirche läuft geht im Alltag unter. Von daher ist eine zentrale Kommunikation von uns aus essenziell, wenn wir Eltern einbeziehen wollen. Hier eignet sich z. B. ein Eltern- (WhatsApp) Chat, von dem aus alle relevanten Informationen zum Young Generation Programm versendet werden. Wichtig ist, dass wir aktiv auf die Eltern zugehen. Das hört auch im Teenie- oder Jugendalter nicht auf. Jugendliche entscheiden, wie sie über Kirche denken u.a. auch dadurch, wie der Umgang der Kirche mit ihren Eltern war und wie Mitarbeiter der Kirche über die Eltern und mit den Eltern spricht.
Hilf allen Eltern, (Glaubens-) Erlebnisse im Alltag zu machen
Eltern haben oft keine Zeit für lange Seminare oder Trainings zu Erziehungsfragen oder wie man sein Kind im Glauben an Jesus weiterbringt. Sie fühlen sich vom Alltag schon überwältigt. Sie sind daher froh um Tipps, wie sie diese Woche etwas tun können. Eltern brauchen kleine Hinweise, wie sie zu Hause bewusster den Glauben im Alltag einfliessen lassen können. In einer Kids Treff Leiter Sitzung habe ich kürzlich gefragt: «Was hätte deine Kirche für deine Eltern tun können, als du aufgewachsen bist?» Eine Mitarbeiterin antwortete, sie hätte sich gewünscht, dass der Kids Treff in sich nicht abgeschlossen gewesen wäre, sondern die Eltern mit ihr darüber gesprochen und es eine Anwendung im Alltag gegeben hätte. Wie können wir als Kirche helfen, dass dies geschieht? Wir könnten den Eltern z. B. das Thema des Kids Treff oder weiterführende Fragen für den Alltag zusenden. Man könnte die Materialien vom Sonntagmorgen den abwesenden Familien zugängig machen, damit sie es unter der Woche nachholen können. Wir haben bei uns in Muttenz mit Elterninspirationsvideos begonnen. Wir drehen kurze 2-3 min Videos zu Themen wie Umgang mit digitalen Medien oder mentaler Gesundheit, die wir ihnen zur Anregung und Motivation zusenden. Besonders die Eltern einer Familie, die seit Monaten nur noch sporadisch am Gottesdienst teilnehmen, melden sich immer wieder sehr dankbar auf diese Inspirationen.
Gib allen Eltern Zugang zu Expertenwissen
Es gibt so viel gutes Experten Wissen rund um Erziehung und Familie, zu dem Eltern nicht unbedingt Zugang haben. Wir können ihnen diverse Informationen zugängig machen wie z. B. die Phasenkarten oder Newsletter empfehlen wie den von Mr.Jugendarbeit. Oder wieder einmal einen Fachreferenten zu einem einschlägigen Thema einladen. Du kannst auch selbst eine Predigt-Serie rund um das Thema Familie oder Glaubensmap machen. Lasst uns die guten Ressourcen für Eltern nicht für uns behalten, sondern mit ihnen teilen.
Investiere in Eltern!
Carry Newhof, ehemals Pastor einer Megachurch und Leaderhip Podcaster in den USA sprach einmal davon, dass er am Samstag in seinen finalen Vorbereitungen zu einer Predigt folgenden Gedanken hatte: «Die Eltern liegen am Sonntagabend nicht im Bett und denken über meine Predigt nach. Die Eltern denken über das Wohlergehen ihrer Kinder nach. Sie sorgen sich um deren Zukunft, Charakterentwicklung und Gesundheit.»
Wir als Kirche sind in einer strategisch super Position um den Familien Hoffnung, Zukunft und Bestimmung zu vermitteln. Weil wir wollen, dass die junge Generation in 50 Jahren noch einen lebendigen, tragfähigen Glauben an Jesus hat und die Eltern das grösste Potenzial besitzen, sie zu prägen, lasst uns dieses Potenzial nutzen und in Zukunft in die Eltern investieren.
Tobias Bendig
Bereich Kirche+Familie