
Ein Schwerpunkt unserer Retraite war die Reflexion unserer aktuellen Arbeitsweise. Mithilfe einer SWOT-Analyse haben wir untersucht, wo unsere Stärken liegen, welche Herausforderungen uns begegnen und daraus folgend über verschiedene Arbeitsmodelle nachgedacht.
Leiterförderung als Schlüssel
Ein Thema, das uns besonders bewegt hat, ist die Förderung von (ehrenamtlichen) Leitenden. Seit über zwei Jahren beschäftigt uns die Frage, wie wir dazu beitragen können, dass Leiterinnen und Leiter in den Ortskirchen besser begleitet, gefördert und freigesetzt werden. In diesem Zusammenhang hat uns der Ansatz der Heart of God Church aus Singapur inspiriert.
Seit einigen Monaten befassen wir uns mit ihrer Herzenshaltung und dem Buch GenerationEN, das ihre Denkweise und Methoden beschreibt. In Eschenz haben wir uns einen ganzen Nachmittag Zeit genommen, um über ein Zwischenfazit und wichtige Erkenntnisse nachzudenken. Im Kapitel über «Verstärkung statt Ersatz» sprechen Pastor How und Pastor Lia darüber, dass sie in ihrer Kirche ständig neue Teenager und Jugendliche ausbilden, um eine starke «Reservebank» aufzubauen. Dieses Prinzip ermöglicht es Leitenden und ihren Teams, mehr Phasen der Ruhe zu nehmen und gleichzeitig neue Leiterinnen und Leiter heranzuziehen und junge Menschen für den Dienst im Reich Gottes auszubilden.
Dieser Ansatz bewegt uns und wir glauben, dass unsere Ortskirchen davon profitieren würden. Der Kreislauf von dienen – zurüsten – ausruhen ist sehr verheissungsvoll. Wir beobachten, dass es bei uns eher üblich ist, in «Erbfolgen» zu denken. Eine Hauptleitung bleibt so lange bestehen, bis eine Nachfolge gesucht wird. Die Heart of God Church verfolgt einen parallelen Ansatz: Junge Menschen leiten von Beginn an mit und wachsen so ganz natürlich in ihre zukünftige Rolle hinein.
Ein neues Rollenverständnis?
Wie wäre es daher, wenn (Haupt-)Leitende nicht nur ihre aktuelle Arbeit im Blick hätten, sondern bewusst eine nächste Generation mitentwickeln würden? In einer Band würde der Pianist, die Sängerin oder der Worship Leiter ihre Energie nicht ausschliesslich auf ihre Einsätze am Sonntagmorgen fokussieren, sondern ihr Wissen und Können parallel jungen Menschen weitergeben und sie an ihrer Seite befähigen. Eine Co-Leitung mit jungen Nachwuchsleitenden an anderen Stellen würde nicht nur das Wachstum neuer Leiterinnen und Leiter fördern, sondern auch die langfristige Stabilität der Arbeit stärken.
Diese Gedanken haben uns tief bewegt – und wir spüren, dass hier eine entscheidende Weichenstellung für unsere Young Generation Arbeit liegt. Wie könnte ein solches Modell in unseren Viva Kirchen konkret aussehen? Welche Schritte wären nötig, um eine Kultur der starken Reservebank und einen Kreislauf von dienen – zurüsten – ausruhen zu etablieren?
Unsere Retraite hat keine abschliessenden Antworten geliefert, aber sie hat neue Perspektiven eröffnet. Und vielleicht ist genau das der wichtigste Gewinn: Wir gehen mit frischen Impulsen, neuen Fragen und einer gemeinsamen Richtung für die Zukunft unserer Young Generation Arbeit zurück in den Alltag.
